31 Jul Was ist eigentlich inklusive Pädagogik?
Inklusive Pädagogik ist jenes Teilgebiet der Pädagogik, welches sich mit der Diversität (Vielfältigkeit) der Menschen beschäftigt. Personen, die in diesem Fachbereich aktiv sind, weisen darauf hin, dass die „UN-Behindertenrechtskonvention“ 2008 in Kraft trat. Ebenso auch die Konvention zum „Schutze Menschenrechte und Grundfreiheit“ seit 1958 Gültigkeit hat und die „UN-Konvention über die Rechte des Kindes“ seit 1989 gesetzlich verankert ist.
In diesem Beitrag möchte ich kurz den wesentlichen Inhalt der inklusiven Pädagogik (frühere Bezeichnung: Heil- und Sonderpädagogik) darstellen.
Es geht um Haltung, die wir Menschen entgegenbringen.
„Haltung ist etwas, das man nicht unterrichten, sondern nur vorleben kann. Und Bildung ist etwas, das man nicht erzwingen, nicht machen kann, sondern das zu Verfügung gestellt werden sollte.“ (Erwin Wagenhofer)
Nachvollziehbar sind drei Grundprinzipien bzw. -fragen von Paul Moor:
- Zuerst verstehe ich den Menschen und dann begleite ich ihn.
- Was kann ich gegen eine Auffälligkeit tun ist der falsche Ansatz. Wertvoller ist die Frage: „Was kann ich dafür tun, damit etwas werden kann?“
- Auch die Umwelt, in der betroffene Menschen leben, darf hinterfragt werden. Was benötigen die Mitmenschen, für ein angenehmes Zusammenleben?
Ziel der inklusiven Pädagogik ist es, Menschen zu einer optimalen Lebensführung zu verhelfen und eine Teilhabe am Gesellschaftsleben zu ermöglichen. Das setzt Interaktion mit Beeinträchtigung und ein hohes Maß an Individualisierung voraus. Ganz gleich, ob es der private oder der berufliche Lebensraum ist.
Inklusion geht von der Vision einer Gesellschaft vieler Verschiedener aus, die in allen Bereichen des Lebens selbstverständlich teilnehmen und deren Bedürfnisse ebenso selbstverständlich berücksichtigt werden. Es geht um die Steigerung der Teilnahme von allen und um die Mitbestimmung/Mitgestaltung ALLER Beteiligten.
Formen der Beeinträchtigung
Behinderung: langfristige, schwere, individuelle Beeinträchtigung von mehreren Entwicklungsbereichen.
Störung: kurzfristige (ca. 2 Jahre), weniger massive individuelle Beeinträchtigung von einen oder wenigeren Entwicklungs- und Lebensbereichen.
Gefährdung: Beeinträchtigung durch erschwerte Bedingungen in den Entwicklungs- und Lebensbereichen. Sie können Störungen und Behinderungen auslösen oder verstärken. Z.B. Armut, Stigmatisierung, Zwänge, Überforderung, ungünstiger Verlauf der Schwangerschaft, geringe Sprachanregung, familiäre Konflikte, …
Verzögerung: kurzfristige (ca. 6 Monate) Beeinträchtigungen der Entwicklungs- und Lebensbereiche, die durch Unterbleiben der erforderlichen Hilfen Gefährdungen, Störungen und Behinderungen verursachen, steigern oder ignorieren.
Aufgabenbereiche der inklusiven Pädagogik
Beratung findet in Form von unterstützenden Maßnahmen für einen kurzen Zeitraum statt. Mithilfe anregender Methoden können Probleme aktiv und selbstgesteuert bearbeitet werden.
Therapie ist die Förderung von Entwicklungsbereichen, um eine verbesserte Annäherung an die Lebensansprüche zu erreichen. Diese findet in vorbereiteter Umgebung statt.
Begleitung und Betreuung sind Maßnahmen und Aktivitäten, die das Wohlbefinden in allen Lebensbereichen anstreben, erhalten und Lebensqualität entwickeln. Diese pädagogisch/therapeutischen Angebote könne im Alltag umgesetzt werden und finden in Absprache mit therapeutischen/ärztlichen Fachpersonal statt.
Inklusion muss in unserer Gesellschaft 3 Ebenen abdecken
Gesellschaftliche Ebene:
- Abbau von Vorurteilen, Diskriminierung und Desinteresse
- Umgang mit Vielfalt und Abweichungen vom gesellschaftlichen Normalzustand
- Anerkennung von Inklusion als unumstößliches Menschenrecht
Persönliche Ebene:
- Verinnerlichung inklusiver Überzeugungen, Wertevorstellungen und Ziele
Handlungsebene:
- Einbeziehung beeinträchtigter Menschen in gemeinsame Aktivitäten
Situation der beeinträchtigten Menschen
Die Wahrnehmung eigene Lebenswelt ist individuell und abhängig von den eigenen Möglichkeiten, der solidarischen Unterstützung des Familien- und Freundeskreises, den institutionellen Förderangeboten und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Aufgabenfelder
- Körperliche Beeinträchtigungen (Cerebrale Bewegungsstörungen, Gliedmaßenfehlbildung, Muskelschwund, Querschnittslähmung, Aufmerksamkeitsdefizitstörung)
- Wahrnehmungsbeeinträchtigungen (Blindheit, Sehbehinderung, Hörbeeinträchtigung, Schwerhörigkeit, Gehörlosigkeit)
- Kognitive Beeinträchtigungen (Lernbehinderung, geistige Behinderung – schwere kognitive Behinderung)
- Emotionale, soziale und kommunikative Beeinträchtigungen (Sprach- und Sprechstörungen, Sprachentwicklungsstörung, Aussprachestörungen, Dysgrammatismus, Aphasie, Stimmstörungen, Mutismus, Autismus-Spektrum, Angststörung, Aggression, Störung der Ausscheidung, Einnässen, Einkoten, Ess- und Gewichtsstörung, Magersucht, Bulimie, Übergewicht)
- Borderline – Persönlichkeitsstörung
- Depression
- Suizid
- Teilleistungsstörungen (Lese-Rechtschreib-Schwäche, Rechenschwäche)
Mehr Informationen zur Definition und Begriffsgeschichte findet ihr hier:
Inklusive Pädagogik – Wikipedia
(13) Inklusion im Kindergarten und der Kita (einfach erklärt) | ERZIEHERKANAL – YouTube
Quellen:
Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten in Europa – Bundeskanzleramt Österreich (Download am 29. Juli 2023)
Information zur UN-Behindertenrechtskonvention (sozialministerium.at) (Download am 27. Juli 2023)
Alle Kinder haben Rechte – UNICEF Österreich (Download am 29. Juli 2023)
Bernitzke, Fred / Tuppi, Anna: Heil- und Sonderpädagogik. Inklusive Pädagogik. Schulbuch. Wien: Jugend und Volk GmbH, 2016.
Autorin dieses Beitrags: Alexandra Schagerl