TEM – Traditionelle Europäische Medizin (2)

Die Vier-Säfte-Lehre – Die Lebensprinzipien

Heute möchte ich Ihnen die Grundlage der TEM vorstellen. Im letzten Artikel habe ich die geschichtliche Entwicklung dargestellt und die europäischen Wurzeln dieser Medizinrichtung aufgezeigt. Sind Sie neugierig geworden? Dann folgen Sie mir heute in eine Welt die ganzheitlich denkend unterwegs ist und auf die Erfahrungen und das Wissen von unzähligen Experten und Expertinnen aus unserer Tradition der Heilkunde in Europa baut.

Ärzte und Laien aller Zeiten haben sich gefragt was wohl hinter so manchen körperlichen Symptomen stecken könnte, die uns in unserem Alltag begegnen: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Hitzewallungen, Gänsehaut.

Unsere Vorfahren versuchten ein Ordnungssystem zu entwickeln um diese Symptome zu verstehen. Dieses System sollte aber auch eine Hilfe sein für den Alltag. Man wollte manchen Beschwerden auch vorbeugen. Viele Beobachtungen von Heilkundigen wurden gesammelt. Es wurde untersucht wann, zu welcher Tages- oder Jahreszeit, oder bei Menschen mit welcher körperlicher Statur, beleibt oder hager z.B., Beschwerden auftreten. Penible Aufzeichnungen halfen den Heilkundigen wie Hippokrates von Kos oder Galenos von Pergamon ihre Lehren zu entwickeln. Sie wurde von ihnen Vier-Temperamente-Lehre genannt. Über Jahrhunderte feierte diese Lehre einen Siegeszug in der Medizin. Christliche, jüdische und islamische Mediziner übernahmen und verfeinerten sie immer weiter. In Klöstern und später auf Universitäten wurde sie modernisiert und weiterentwickelt.

Zwei Lebensprinzipien – Feuer und Wasser

Die Lebendigkeit und Gesundheit unseres menschlichen Organismus beruht auf zwei Lebensprinzipien. Die Heilkundigen früherer Zeiten nannten es das Feuer- und das Wasserprinzip. Heute würden wir sagen: unser Wärme- und Wasserhaushalt.

Es ist schon faszinierend wie unser menschlicher Körper seine Kerntemperatur von circa 37° konstant halten und jeden Wasserverlust, mit entsprechender Flüssigkeitszufuhr, an den den Bedarf anpassen kann.

Zu große, konstante Hitze kann tödlich sein wissen wir inzwischen. In Zeiten des Klimawandels lesen wir immer wieder von „Hitzetoten“. Auch chronischer Wassermangel kann lebensbedrohlich werden. Alle die mit chronisch Kranken, Kindern oder Senioren zu tun haben wissen davon.

Was können wir noch heute von diesem Wissen in unserem Alltag übernehmen? Vielleicht die wichtige Anregung unser Wärmeregulationssystem in Schuss zu halten. Die alte Regel, einmal am Tag so richtig ins schwitzen zu kommen ist gesund, leitet sich von diesem Wissen ab. Also Sport, körperliche Arbeit, ein Saunagang, all das unterstützt unsere Gesundheit. Und dann natürlich das Trinken nicht vergessen. Kleine Mengen, aber konstant über den Tag verteilt.

Die vier Mischungen

Der Körper passt sich ständig an Tageszeit, Jahreszeit oder unseren Alltag an. Er reguliert diese Feuer-Wasser-Balance und bringt so „Mischungen“ von Feuer und Wasser hervor.

Diese Mischungen gibt es im TEM-Ordnungssystem:

  • warm und feucht
  • warm und trocken
  • kalt und trocken
  • kalt und feucht

Diese Mischungen werden den vier Temperamenten zugeordnet und stehen für Anpassungsreaktionen des Körpers an das Hier und Jetzt der Umwelt.

Wenn wir im Sommer unter trockener Hitze leiden, versucht der Körper sofort im Inneren nach Kalt-Feucht auszuweichen um die warm-trockene Außenbelastung auszugleichen.

Wenn es im Winter kalt-feucht ist, stellt der Körper den „inneren Thermostat“ auf Warm-Trocken, um in Balance zu bleiben. Die vier Säfte sind ein Instrument um diese Regulation des Feuer- und Wasserprinzips zu bewältigen. Sie steuern unserem Organismus durch ihr Zusammenspiel. Blut, Gelb-Galle, Schwarz-Galle und Schleim sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen damit der Mensch gesund ist. Treten hier Störungen auf entstehen Krankheiten.

 

 

Quelle: Medizin der 4 Temperamente. Typgerechte Anwendungen aus der Klosterheilkunde/Dr. Karl-Heinz Steinmetz, Dr. Med. Robert Zell

Autorin: Maria Hafellner