Was ist eigentlich TEM?

Ja, Sie haben richtig gelesen TEM nicht TCM. Die „Traditionelle Chinesische Medizin“ (TCM) ist bei uns ja vielen Leuten schon ein Begriff oder sie haben zumindest davon gehört.

Die „Traditionelle Europäische Medizin“ (TEM), wie der Name schon sagt, die Heilkunde die sich in unserem Europa entwickelt hat, möchte ich hier ein wenig vor den Vorhang holen.

Die TEM ist ein in sich geschlossenes medizinisches System, das sich im Laufe von etwa drei Jahrtausenden auf der Basis naturphilosophischer Betrachtungen entwickelt hat. Was so kompliziert klingt, bedeutet einfach, dass die TEM jahrtausendealte Erfahrungen und fundiertes Wissen unserer europäischen Vorfahren in sich vereint. Immer schon haben sich Menschen mit den Fragen beschäftigt „Wie kann ich im Krankheitsfall wieder gesund werden?“ und „Wie schütze ich mich bestmöglich vor Krankheiten auf allen Ebenen?“

Die TEM entwickelte dazu eine ganz spezifische, sehr komplexe Physiologie (Lehre über die natürlichen Lebensvorgänge und die normalen biochemischen, biophysikalischen Funktionsweisen des Organismus) und Pathologie (Krankheitslehre, Krankheitsforschung). Sie liefert auch eine ausgefeilte Präventionslehre zur Vorbeugung auf allen Ebenen.

Die ganzheitliche Betrachtung des Menschen sowie der Aspekt, dass der Mensch ein Teil der Natur ist, stellen dabei stets das tragende Fundament dar.

Historisch betrachtet hat die TEM ihren Ursprung in der griechischen Medizin die durch die Ära des Hippokrates von Kos (460 -370 v. Chr.) beginnt. Persönlichkeiten wie Platon, Aristoteles, Dioskurides, Galen von Pergamon oder Plinius. Auch der Islam beeinflusste die TEM. Das Wissen von Ärzten aus Persien, Syrien, Ägypten reicherte die TEM mit neuen Entdeckungen und Erfahrungen an. So gab es schon durch Ibn An-Nafis (1210-1288) eine exakte Beschreibung des Blutkreislaufes.

Die Kelten brachten ihre Kompetenz in der Phytotherapie, der Baumheilkunde, der Pilzheilkunde und ihre Erfahrungen in Chirugie und Ambulanz ein.

In späteren Jahrhunderten entwickelte die Klosterheilkunde die TEM weiter. Hier gehört auch eine Hl. Hildegard von Bingen dazu.

Paracelsus, als einer der Persönlichkeiten des 16. Jh., lehrte über den „inneren Arzt“.

Die TEM ist bis ins 19. Jahrhundert das Leitbild der Medizin. Auch ein Pfarrer Kneipp war einer der Vertreter dieser Richtung.

In der TEM sprechen wir von der Säftelehre als Basis und Grundaspekte des Lebens.

Uns heutigen Menschen sagen diese Begriffe nicht viel. Unsere Vorfahren hatten allerdings mit der Säftelehre ein ganzes System entwickelt, mit dem sie Krankheitsbilder und Körpervorgänge verständlich machen und heilsam verändern konnten. Die Namen der Temperamente oder Archetypen sind abgeleitet von diesen Säftenamen und es lohnt sich durchaus auch heute sich näher damit zu beschäftigen um sich selbst, sein Menschsein auf allen Ebenen und auch seine Mitmenschen besser zu verstehen.

Das Temperament eines Menschen ergibt sich aus dem grundlegenden Organisationsprinzip seines Organismus. Es wird ihm sozusagen in die Wiege gelegt und bestimmt im Grunde ein Leben lang seine physiologischen und psychischen Funktionsprinzipien. Damit kann man das Temperament als Konstante bezeichnen.

Freilich wirken sich Geschlecht, Alter (Lebensabschnitt), das jeweilige Klima des Landes, in dem man lebt, aber auch Jahreszeit, Monat, ja sogar Tageszeit und selbstverständlich die Lebensweise (Arbeit, Ernährung, Bewegung etc.) auf die aktuelle Befindlichkeit jedes Einzelnen aus.

Das grundlegende Bestreben im Leben sollte darin liegen, das gegebene Temperament zu akzeptieren und bestmöglich zu stützen. Das, was einen Menschen ausmacht, gilt es primär zu stärken. Dazu ist es aber auch notwendig, die Balancefähigkeit zu unterstützen. Innere und äußere Reize, die auf den Organismus einwirken, können ausgeglichen werden, allerdings nur in einem gewissen Rahmen.

Demnächst als Fortsetzung: wie beeinflusst die Säftelehre unser Leben  und was können wir heute damit anfangen?

Quelle: Traditionelle Europäische Medizin, Das große Praxisbuch der westlichen Heilkunst/Siegfried Wintgen MBA MSc, Dr. Regina Webersberger

Bild: © mauritius images auf https://www.hausarzt.digital/kultur/medizinhistorie/antikes-rom-57368.html

Autorin: Maria Hafellner